Tatort Dresden: Von Sachsen umzingelt!
- ein Bericht von Edmund Lomer -
Die 8. Europäische Senioren-Mannschaftsmeisterschaft wurde vom 17. bis 24.02.2006 von der European Chess Union veranstaltet und vom ZMD Schachfestival Dresden e. V. ausgerichtet.
Schleswig-Holstein war durch IM Sergej Salov (ELO 2304), Edmund Lomer (2143), Rudolf-Rainer Gehrmann (1982), Dr. Gerhard Drebes (2061) sowie Dorit Gehrmann (1888) recht gut vertreten, auch wenn einige starke Spieler nicht zur Verfügung standen. Um den begehrten Titel spielten 46 zum Teil hervorragend besetzte Mannschaften acht Runden nach Schweizer System. Als hohe Favoriten galten Dostoinstvo Moskau mit Spitzenspieler Evgeni Vasiukow, Deutschland mit Lev Gutman, Wolfgang Uhlmann, Hans-Joachim Hecht und Klaus Klundt sowie die Schweiz mit GM Viktor Korchnoi am Spitzenbrett. Nach Setzliste auf Rang 32, war es unser Ziel, diesen Platz ein wenig zu verbessern, zumal wir auf
viele Punkte unseres Spitzenbretts hofften.
Turniersieger wurde erwartungsgemäß Dostoinstvo Moskau mit den GM Evgeni Vasiukov, Yuri Shabanov, Oleg Chernikov und IM Boris Arkhangelsky mit 15:1 Mannschaftspunkten vor Deutschland (14:2 MP) und Finnland (12:4 MP). Die Schweiz belegte nur Platz 8 mit 10:6 MP. Schleswig-Holstein erreichte mit 7:9 MP immerhin Platz 29 - wir waren nicht unzufrieden, obwohl sicher etwas mehr möglich schien.
Zur Überschrift: Das Los bescherte uns 2 x Angelsachsen (Großbritannien I und IV), 2 x Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und schließlich Sachsen; nur Großröhrsdorf und Schweden I waren "Ausnahmegegner".
Zweifellos ein gutes Ergebnis erreichte Sergei Salov am 1. Brett mit 5 Punkten aus 8 Partien. Er blieb ungeschlagen, aber bei seiner Klasse und der durchweg nominell schwächeren Gegnerschaft hätten es gewiss einige Kurzremisen weniger sein dürfen. Es gab m. E. für ihn echte Chancen auf den Brettpreis, da sogar Viktor Korchnoi eine Niederlage hinnehmen musste. Der Berichterstatter kam ebenso wie Rudolf-Rainer Gehrmann auf 3 Punkte aus 7 Partien, während Dr. Gerhard Drebes mit 1,5 aus 5 zufrieden sein musste. Erfrischend und meist im Vorwärtsgang erreichte Dorit Gehrmann ungeschlagen 3 Punkte aus 5 Spielen.
Als Mannschaftsführer hatte ich bei der guten Harmonie innerhalb unserer Mannschaft kaum Arbeit.
Von Runde zu Runde: Auftaktgegner in Runde 1 war die Nr. 9 der Setzliste, Schweden I. Die standesgemäße 1:3 - Niederlage kam nicht unerwartet, wobei Salov durch einen Figureneinsteller seines Gegners gewann - auch auf hohem Niveau sieht man Fehlgriffe dieser Art. In Runde 2 gewannen wir 3:1 gegen Großröhrsdorf (Salov nach 17 Zügen remis, Lomer und R. Gehrmann gewannen und D. Gehrmann spielte remis).
Die 3. Runde bescherte uns mit Großbritannien I wieder einen starken Gegner, der nur knapp mit 2,5:1,5 gewann (Salov nach 18 Zügen remis, R. Gehrmann verlor, Dr. Drebes sowie D. Gehrmann remis).
In Runde 4 mussten wir uns mit den gut besetzten Niedersachsen auseinander setzen, aber die knappe 1,5:2,5-Niederlage war durchaus vermeidbar. Salov gab nach 15 Zügen gegen C. Clemens remis, Lomer vergab ein sicheres Remis gegen Dr. Dornieden, während Dr. Drebes gegen D. Jentsch und D. Gehrmann gegen U. Durst sicher remis hielten.
In der 5. Runde gab es dann endlich ein Erfolgserlebnis mit einen 2,5:1,5 - Sieg gegen Großbritannien 4, wobei Salov und D. Gehrmann gewannen und R. Gehrmann mit einem Remis den 2. Mannschaftssieg sicherte. Nur Lomer verlor erneut, aber erfreulicherweise letztmalig.
Runde 6 endete mit einem hart umkämpften 2:2 gegen Sachsen-Anhalt II, wobei Salov nach 20 Zügen remis gab und Lomer (40 Züge), R. Gehrmann (36 Züge) sowie Dr. Drebes (29 Züge) das gleiche Ergebnis erzielten.
Die 7. Runde brachte mit Sachsen-Anhalt I eine schwierigere Aufgabe, die nach spannenden Momenten ebenfalls 2:2 endete, obwohl auch hier mehr möglich schien. Salov spielte remis nach 17 Zügen, während Lomer gewann, R. Gehrmann remis hielt und Dr. Drebes unglücklich verlor. In der Schlussrunde trennten wir uns friedlich 2:2 von Sachsen mittels 4 Remis von Salov, Lomer sowie R. und D. Gehrmann.
Es wurde aber keineswegs nur Schach gespielt. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm, organisiert von Frau Dr. Schmidt, ermöglichte unter anderem die Teilnahme an einem Konzert in der kürzlich fertig restaurierten Frauenkirche sowie eine Busfahrt nach Pirna mit seiner sehenswerten Marienkirche. Überhaupt: Dresden ist stets eine Reise wert und mir ist auch ein Besuch der Schachvilla von Monika und Manfred Mädler im Villenvorort Blasewitz stets ein wichtiges Anliegen.
Herzlichen Dank gebührt auch Dr. Gerhard Schmidt als Hauptorganisator, der ein kompetenter Ansprechpartner für alle wirklichen und scheinbaren Sorgen war.