Dt. Frauenblitz-EM und Dt. Frauenschnellschach-EM

In zwei "kurzweiligen" Artikeln schildert Ulla Hielscher ihre Eindrücke von der Deutschen Frauenblitz-Einzelmeisterschaft 2009 und der Dt. Frauenschnellschach-Einzelmeisterschaft 2009, wobei die Leserschaft bei der Lektüre unter Umständen zu der Erkenntnis kommen kann, dass bei einem Turnier die Partien nicht unbedingt das Schwierigste sein müssen...

Deutsche Frauenblitzeinzelmeisterschaft

Eine Woche nach der Deutschen Frauen Schnellschachmeisterschaft fand in Siegburg die Deutsche Blitzmeisterschaft statt, zu der ich als Landesmeisterin fuhr. Über die Anfahrt gibt es diesmal rein gar nichts zu berichten, da ich beschlossen hatte, mit dem Zug zu reisen. Der Veranstalter hatte mir übrigens angeboten, mich vom Bahnhof abzuholen und die fünf Fußminuten zum Spiellokal zu geleiten. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn einem der Ruf als „Hilo“ (hilflose Person) vorauseilt.

An dieser Meisterschaft nahmen nur 16 Spielerinnen teil, dafür war sie aber sehr stark besetzt, und wenn man die DWZ zugrunde legt, war ich auf der Setzliste die Nummer 15 vor der Teilnehmerin des Veranstalters. Es wurde doppelrundig gespielt, an zwei Tagen.

Im ersten Durchgang stellte ich leider ein paar gute Stellungen ein, doch immerhin gelang es mir, gegen Jessica Nill ein Remis zu erzielen, wobei sogar mehr drin gewesen wäre, wenn ich nicht ein Pseudo-Matt gesehen hätte und dabei einen ganzen Turm einstellte. Zum Glück war ihre Zeit nicht sehr gut, und als ihr Blättchen fiel, hatte sie kurz vorher meinen letzten Bauern geschlagen.

Gegen die amtierende Deutsche Meisterin im Normalschach (Antje Fuchs) gelang mir auch ein sehr schönes Remis, während Jana Gussakovski gekonnt von mir erlegt wurde.

Nach der Hinrunde führte die Titelverteidigerin Sandra Ulms mit einem Punkt Vorsprung.

Am Nachmittag kamen wir noch in den „Genuss“ einer Stadtführung. Eigentlich erwarte ich von einer Stadt, dass sie Höhenunterschiede von mehr als zehn Metern gnadenlos einebnet. Hier ging es aber eher um den schönen Ausblick, und deshalb mussten wir klettern, und ich fühlte mich lebhaft an die Werbung erinnert, in der gefragt wird: „Ey, Meister, gibt’s hier kein’ Lift?“  Nach einem leckeren Abendessen war ich froh, ins Bett zu kommen, da Siegburg so weit weg ist, dass ich schon um 6:30 los musste.

Der zweite Durchgang lief sogar noch etwas besser als der erste. Zwar verlor ich gegen die Ausrichterin Sabrina Bachem  in sehr guter Stellung durch Grundlinienmatt, dafür konnte ich Antje diesmal schlagen und gegen Jessica hatte ich in Verluststellung Glück, dass sie ein Schach übersah. Jana schien bei diesem Turnier meine Lieblingsgegnerin zu sein, denn ich konnte wieder leicht gewinnen.

Nach einem spannenden Schlussspurt konnte Heike Vogel Sandra überholen und wurde mit einem halben Punkt Vorsprung Deutsche Meisterin im Blitzschach. Sie hat somit alle drei Titel mindestens einmal gewonnen!

Mit meinem 11. Platz bin ich recht zufrieden, konnte ich doch einige starke Spielerinnen schlagen und einige stärkere hinter mir lassen. Überraschend gut schlug sich Sabrina Bachem vom Ausrichter, die mit einer Wertung von 1391 volle 6(!)  Punkte holte und nicht einmal Letzte wurde.

Als ich in Wolfsburg am Bahnhof ankam, hatte ich irgendwie erwartet, dass mich dort jemand in Empfang nehmen und mir den Weg nach Hause zeigen würde. Aber da war keiner, schade.

Auch zu diesem Turnier gibt es eine Internetseite mit Fotos und Kreuztabelle:

http://www.schachbund.de/chronik/meister/dfbem/2009/index.html

Ulla Hielscher

Tabelle

Deutsche Frauen Schnellschachmeisterschaft

Vom 4. – 5. Juli fand in Jüterbog in Brandenburg die Deutsche Schnellschachmeisterschaft der Frauen statt, an der ich als Landesvizemeisterin teilnahm, da die Landesmeisterin Marta Michna verhindert war.

Bei der Lektüre von Artikeln über Frauenmeisterschaften fällt auf, dass sehr oft dem Problem der Anreise über Gebühr viel Raum gegeben wird. Ich weiß schon, was manch einer der männlichen Leser jetzt denkt, doch bis zum Beweis des Gegenteiles möchte ich doch lieber glauben, dass für uns Frauen halt doch eher der Weg das Ziel ist. J Dementsprechend gestaltete sich die Anfahrt auch diesmal schwierig, da mein Navigationsgerät (welches mir dieses Jahr nicht gestohlen wurde) meinte, mich in Jüterbog einen Feldweg entlang zu schicken, und nach einigen Wirrungen mich dann doch wieder auf eine richtige Straße führte. Als ich endlich in der Zielstraße ankam, ergab sich das Problem des Parkens, denn die reichlich vorhandenen Parkplätze ließen immer nur ein Parken für 2 Stunden zu. Mit Hilfe des ausrichtenden Vereins kam ich dann aber doch zu einem Parkplatz, auf dem man unbegrenzt stehen konnte.

An der Meisterschaft nahmen 20 Spielerinnen teil und es wurden 11 Runden mit 30 Minuten Bedenkzeit gespielt. Außerdem wurde die neue Karenzzeit von 0 Minuten ausprobiert, welche ich persönlich, obwohl ich nicht zu spät komme, ziemlich ungemütlich und außerdem total überflüssig finde, außer vielleicht im Bullet. So musste man in der Pause zwischen den Runden ständig auf die Uhr sehen, um auch ja pünktlich am Brett zu sitzen, dabei ist man im Schnellschach doch sowieso bestraft, wenn man zu spät kommt, da dann ja weniger Bedenkzeit vorhanden ist. Aber egal, logistisch interessant wäre es höchstens gewesen, null Karenz und 2-Stunden-Parken miteinander zu verknüpfen, vielleicht ja das nächste Mal.

Das Turnier war sehr stark besetzt, und dass ich in der Setzliste auf 16 auftauchte (statt auf 18), ist auf meine ELO-Zahl zurückzuführen, die um einiges über meiner DWZ liegt, und über meiner Spielstärke sowieso. Allerdings spielten auch zwei Spielerinnen mit, die noch Erfahrungen sammeln, und so gelang mir ein Matt in 4 (1.d4 f5 2.e4 g6 3.exf5 gxf5 4.Dh5#; ich gehe davon aus, dass es sich hier um ein Novum auf einer Deutschen Meisterschaft handeln dürfte).

Zu meinen anderen Partien gibt es nicht viel zu sagen, außer dass ich eine sehr gute hatte, in der ich klar auf Gewinn stand, aber unnötigerweise die Stellung so verkomplizierte, dass ich da irgendwann erst den Überblick verlor und dann auch die Partie. So ist mein 18. Platz nicht besonders gut, aber im Rahmen meiner Möglichkeiten, und 3,5 Punkte sind nicht ganz so schlecht. Die anderen spielten halt nur alle besser.

Überlegene Siegerin wurde Sandra Ulms, die am ersten Tag 6 aus 6 holte und den zweiten etwas ruhiger anging. Sandra hat auch 2004 in Kiel die Deutsche Schnellschachmeisterschaft gewonnen. Im Internet kann der interessierte Leser noch einige Bilder zu dieser Meisterschaft bewundern und in der Kreuztabelle nachlesen, wer gegen wen wie gespielt hat, hier die Seite:

http://www.schachbund.de/chronik/meister/dfsem/2009/index.html

Tabelle

Ulla Hielscher