Montag, 29 Juni 2009 19:43

Deut. Schnellschachmeisterschaft 2009

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... des Deutschen Blindenschachbundes (Turnierbericht aus Norderstedt)

 

Deutsche Schnellschachmeisterschaft 2009
des Deutschen Blindenschachbundes (DBSB)


Am 27. Juni spielte der DBSB seine Deutsche Meisterschaft im Schnellschach im Norderstedter Rathaus aus. Volkmar Lücke hatte die Ausrichtung aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg (BSVH) übernommen und sich dabei die Unterstützung seines Vereins, des Schachklub Norderstedt, gesichert.

Zum Programm gehörte schon am Vorabend eine Simultanveranstaltung, bei der sich alle Teilnehmer und einige Gäste mit dem Schach-Großmeister Jan Gustafsson messen konnten. Der Oberbürgermeister der Stadt Norderstedt, Hans-Joachim Grote,  führte nach der Begrüßung den ersten Zug für den noch-HSK-Spieler am Brett des mehrmaligen Deutschen Blindenschachmeisters, Dieter Bischoff, aus. Nach wenigen Zügen klingelte das Handy des Großmeisters und Jan fragte „Habe ich nun alle Partien verloren?“ Seine Gegner wollten aber auf den Spaß des Simultankampfes nicht verzichten. Und so gewann Gustafsson an 23 Brettern 17 Partien und gab nur 6 Remisen ab. Ein hervorragendes Ergebnis, waren doch 4 Spieler des Olympiateams des Blindenschachbundes dabei. „Na ja“, meinte Jan, „bei zwei Partien hätte ich aber auch verlieren können!“

An der stark besetzten Meisterschaft nahmen neben dem aktuellen Deutschen Meister Oliver Müller aus Bremen und dem Rekordmeister Dieter Bischoff aus Heidelberg auch zwei ehemalige DDR-Blindenschachmeister teil. Volkmar Lücke: „Es ist immer noch für einen großen Teil der Bevölkerung kaum vorstellbar, dass und wie blinde Mitmenschen Turnierschach auf hohem Niveau spielen können."
In dem Turnier, das über 9 Runden im Schweizer System mit einer Bedenkzeit von 2x20 Minuten ausgetragen wurde, kam es zu spannenden Kämpfen. Gelegentlich war auch eine Figur falsch gesteckt, so dass Schiedsrichter Willi Rühr eingreifen musste. Seine Souveränität und die freundschaftliche Atmosphäre verhinderten alle Streitigkeiten.
Trotz zum Teil heftiger Gegenwehr seiner Gegner konnte sich FM Oliver Müller recht früh vom Felde absetzen. Er verteidigte seinen Titel, gab lediglich 2 Remisen ab und gewann mit einem ganzen Punkt Vorsprung vor Gert Schulz, Bad Vilbel (7 Punkte) und Jürgen Pohlers, Leipzig (6 Punkte).
Neben der A-Gruppe, in der 20 Spieler antraten, gab es eine B-Gruppe, in der 6 Spielerinnen und Spieler doppelrundig um den Sieg stritten. Hier gewann Alexander Bastron aus Hamburg mit 9 Punkten.

Die Siegerehrung fand im Rahmen eines Abschlussessens statt. Dabei wurde die „Hamburger Blindenschachhymne“ uraufgeführt und am Klavier von Werner Kranz einige launige Stücke gespielt. Die vier Spieler des Olympiateams Oliver Müller, Dieter Bischoff, Jürgen Pohlers und Frank Schellmann wurden gesondert geehrt. Dieter Bischoff sagte für alle Spieler: „Ich bin seit 1983 bei solchen Meisterschaften dabei, eine so schöne Veranstaltung, wie diese in Norderstedt habe ich bisher nicht erlebt!“

Anlagen: 2 Fotos, Abschlusstabellen


Oberbürgermeister Grote eröffnet den Simultankampf für GM Jan Gustafsson am Brett von Dieter Bischoff

 

Stehend: Volkmar Lücke, FM Oliver Müller, Dieter Bischoff, Frank Schellmann und Jürgen Pohlers

Gelesen 1235 mal Letzte Änderung am Samstag, 23 Oktober 2010 19:59