Dienstag, 02 März 2010 19:49

Bericht und Bilder aus Dresden

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Gerhard Meiwald hat uns Bilder und einen Bericht von der Senioren-Mannschafts-Europameisterschaft in Dresden zugesandt. Die Schleswig-Holsteinische Auswahl war laut Setzliste auf Platz 48 gemeldet und erreichte letztlich den 51. Platz. Den großen Reiz bei derartigen Tunieren machen die internationalen Vergleiche, wie z. B. gegen England , aus. Aber auch prominente Namen wie Viktor Kortchnoi und Wolfgang Uhlmann sowie direkte Duelle gegen Fernschach-Weltmeister Baumbach runden das Bild ab. Und zu guter Letzt wurden noch Freundschaften aus Jugendtagen wieder belebt. Einen lebhaften Eindruck bietet der gesamte Bericht von Gerhard Meiwald.

 

Europäische Seniorenmannschaftsmeisterschaft in Dresden vom 10.-18.Februar 2010


Wer noch eines Beweises bedurft hätte, dass das Seniorenschach in Europa und
insbesondere in Deutschland qualitativ und quantitativ einen besonderen
Aufschwung erlebt durfte sich in Dresden eindrucksvoll belehren lassen.
Mit 78 Mannschaften aus 20 Europäischen Schachföderationen traten die
Senioren in den sportlichen Wettstreit.
Die überaus kompetenten Veranstalter vom ZMD Schachfestival e.V. mit dem
erfahrenen Turnierleiter Dr. Gerhard Schmidt und seinem stets präsenten Team
ließen bereits bei der Eröffnungsveranstaltung keinen Zweifel aufkommen, dass
sie dem Turnier einen herausragenden Stellenwert einräumen.
Nach dem musikalisch umrahmten Einmarsch der Fahnen der teilnehmenden
Nationen mit Dresdener Grundschulkindern konnte Dr.Georg Hamm die Grüße
des Deutschen Schachbundes auf gekonnte Weise in Deutsch , Englisch und
Russisch überbringen, bevor Per Ofstad Seniorenreferent der ECU das Turnier
offiziell eröffnete.
Natürlich konnte man bereits den Mannschaftsaufstellungen entnehmen, dass
beim Kampf um den Titel insbesondere die hochkarätigen Landesvertretungen
aus Russland, Deutschland, Schweiz, Tschechien, Israel, Österreich und
Finnland ihre Ansprüche anmeldeten.
Natürlich hatte sich auch eine Mannschaft aus Schleswig – Holstein auf den
Weg nach Dresden gemacht.
In der Besetzung Sergej Salov, Ulrich Böttcher, Franz Felser, Gerhard
Meiwald und Elke Böttcher war schon der Startplatzierung mit Rang Nummer
48 das Mannschaftsmotto vorgegeben „ soweit verbessern wie eben möglich“.
Elke Böttcher war kurzfristig als Reserve in die Mannschaft aufgerückt,
nachdem unmittelbar vor Turnierbeginn Edmund Lomer aus nachvollziehbaren
persönlichen Gründen seine Teilnahme absagen musste.
In der ersten Runde durfte man Dank eines durchaus prominenten Gegners aus
Berlin an Tisch 9 Platz nehmen.
Nach einem relativ schnellen Remis von Salov am Spitzenbrett gegen
Baumbach wurde an den anderen Brettern hart und erbittert gerungen, wobei
sich an Brett 2 bei Böttcher – Postler sowie an Brett 4 zwischen Meiwald und
Brameyer die Vorteile nach und nach auf die Berliner Seite neigten.
Franz Felser an Brett 3 hielt dagegen gegen den Berliner Meister Harald Lieb
die ganze Partie im Gleichgewicht und verdiente sich ein Remis.
Mit einer 1:3 Startniederlage waren wir zumindest nicht unter die Räder
gekommen.
Die Aufgabe in der 2.Runde war dann auch vergleichsweise leichter zu lösen
gegen Niedersachsen II unter dem Künstlernamen Widukind II gingen wir
favorisiert an die Bretter. Nachdem sich Franz Felser an Brett 3 erneut in bester
Spiellaune präsentierte und seinem Gegner nach einer taktischen Finte die Dame
und damit den Punkt abnahm , kam auch Ulrich Böttcher nach Materialgewinn
ziemlich problemlos zu seinem ersten Punktgewinn.
Nachdem sich bei Gerhard Meiwald die leichten positionellen Vorteile zum
Ausgleich drehten wurde mit einem Remis schon einmal der Mannschaftserfolg
sicher gemacht.
Sergej Salov musste seinen deutlichen Vorteil über die ganze Zeit ausspielen
bevor auch er den ersten ganzen Punkt verbuchen konnte.
In der dritten Runde ein Gegner den man sich bei einem internationalen
Wettbewerb auch wünscht. Gegen die Mannschaft England I konnten wir die
Favoritenrolle jedenfalls wieder weiterreichen.
Nachdem in unseren Schwarzpartien jeweils die englische Eröffnung aufs Brett
kam blieben auch die Weißpartien in der Eröffnungswahl mit Königsindisch im
Gleichklang.
Sergej Salov musste noch am ehesten ums Remis kämpfen mit einem gesunden
Minusbauern nahm er das Remisangebot seines Gegners dann auch dankbar an.
Nachdem auch in ausgeglichenen Stellungen die Remisangebote an den anderen
Brettern kamen endete der Mannschaftskampf mit einem erhofften aber nicht
unbedingt erwarteten Punktgewinn.
In der vierten Runde erwartete uns mit der Mannschaft Wien II ein Gegner auf
Augenhöhe. Nach wenig dramatischen Partieverläufen gerieten wir an keinem
Brett in Nachteil aber es waren auch keine Vorteile erkennbar. Deswegen
wurden die 4 Remispartien unter normales Ergebnis verbucht.
Die 5.Runde brachte mit der USV TU Dresden wieder einen Gegner der mit
Ausnahme des etwa ausgeglichenen ersten Brettes deutlich bessere Wertungen
aufweisen konnte.
An Brett 1 konnte Sergej Salov keinen Vorteil erspielen und remisierte
frühzeitig. Zu dem Zeitpunkt waren aber auch die anderen Bretter noch im
grünen Bereich. Nachdem Gerhard Meiwald sich lange zäh verteidigen musste
traf er seine Remisvereinbarung vielleicht doch etwas zu vorschnell als sich
seine Stellung zum besseren zu wenden schien.
Aber sowohl Elke als auch Ulrich Böttcher standen zu dem Zeitpunkt durchaus
ausgeglichen. Insbesondere Elke schlug sich bravourös gegen ihren scheinbar
übermächtigen Gegner und erzwang in 68 Zügen ein Remis.
In der Endphase musste sich Ulrich dann doch noch geschlagen geben. Mit 1,5 :
2,5 denkbar knapp aber doch verloren.
Die Turniergerechte Antwort war natürlich der etwas leichtere Gegner in der
6.Runde. Gegen Schweden 4 wollten wir wieder einmal angreifen.
Aber das sagt sich immer so leicht, nachdem Salov gegen seinen deutlich
schwächeren Gegner in der Hauptvariante der Spanischen Partie viel zuviel Zeit
investierte war er in Zeitnot mit einem Remis zufrieden.
Franz Felser der mit Schwarz seinen Gegner mächtig unter Druck hielt konnte
aber am Ende doch keinen entscheidenden Vorteil erspielen und musste sich mit
einem Remis zufrieden geben. Elke Böttcher erkämpfte sich in einer völlig
ausgeglichenen Endstellung wiederum ein großartiges Remis.
Nachdem Gerhard Meiwald zu diesem Zeitpunkt auch ein Remisangebot
seines schwedischen Gegners erhielt wurde im Interesse der Mannschaft das
Weiterspielen entschieden. Mit einer gekonnten Endspielleistung gelang es
Meiwald die Partie doch noch für sich zu entscheiden und damit den 2,5:1,5
Mannschaftssieg sichern.
In der 7.Runde mit der Mannschaft vom Dresdener Springer erwartete uns
wieder eine im Rating etwa gleichstarke Mannschaft.
Aber ausgesprochen starke Leistungen unserer beiden Schwarzpartien von Salov
und Felser die ihre Partien bedingungslos auf Gewinn ausgelegt hatten wurden
mit schönen Siegen belohnt und die Remispartien von Böttcher und Meiwald
führten nach dem 3:1 Mannschaftssieg zum ersten Mal zu einem positiven
Mannschaftsscore von 8:6.
In der 8.Runde waren wir gegen die 1.Mannschaft von BSW/DBAG wieder
leichter Außenseiter.
Nach 3 Remispartien von Salov ,Felser und Meiwald lastete die Verantwortung
auf den Schultern von Ulrich Böttcher, der seine Partie trotz starkem Druck
seines Gegners lange ausgeglichen halten konnte, dann aber doch dem starken
Spiel seines Gegners nichts mehr entgegen setzen konnte. Mit 1,5:2,5 zwar
wieder denkbar knapp aber doch verloren.
Mit dem ausgeglichenen Mannschaftsergebnis von 8:8 wollten wir uns am
nächsten Tag noch einmal mit ganzer Kraft gegen die Türkei stemmen und den
Versuch unternehmen vielleicht doch noch im Plusbereich abzuschließen.
Aber wie es doch so schön heißt man soll den Tag nicht vor dem Abend loben,
was in diesem Fall leider Nacht heißen musste. Denn der im Laufe des Turnieres
schon allgegenwärtige Noro Virus hatte Franz Felser und Ulrich Böttcher im
Laufe des Abends und der Nacht mächtig von den Beinen geholt.
Da das Ehepaar Böttcher aber natürlich gemeinsam mit Sergej Salov von
Lübeck angereist war, traf Elke die richtige Entscheidung, das Turnier noch vor
Beginn der letzten Runde fluchtartig zu verlassen, solange sie selbst noch als
Fahrerin zur Verfügung stand. So blieb dem Berichterstatter und
Mannschaftsführer nur noch die traurige Pflicht uns bei der türkischen
Mannschaft für unser Nichtantreten zu entschuldigen, selbstverständlich die
Turnierleitung zu informieren meinen Mitfahrer Franz Felser mit einer
ordentlichen Portion Bananen auszustatten und ebenfalls die gemeinsame
Heimreise anzutreten.
Das erreichte Endergebnis von 8:10 und dem Platz 51 ist vor diesem
Hintergrund zwar nicht das erhoffte Endresultat aber zumindest erklärbar.
Die Einzel-Resultate der Mannschaft :
Sergej Salov 5:3 , Ulrich Böttcher 2,5:3,5 , Franz Felser 4,5: 2,5
Gerhard Meiwald 4:4 , Elke Böttcher 1:1
Der Turniersieger wie erwartet die mit Großmeistern gespickte Mannschaft von
Russland die mit 18:0 Punkten das Turnier jederzeit beherrschte.
Die Schweiz mit 14:4 und Finnland mit 13:5 auf den Plätzen 2 und 3.
Alle weiteren Detailinformationen auf der Homepage der ZMD Dresden e.V.
Und auf der Homepage der Deutschen Schachsenioren.


Neuenkirchen , den 24.02.2010
Gerhard Meiwald

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