Mittwoch, 10 Oktober 2007 23:06

Ein Abschlussbericht von der 1. OSEM in Eckernförde

geschrieben von

Es berichtet Helmut Jensen aus Eckernförde

 

Bericht von der 1. Offenen Senioren-EM Schleswig-Holstein


Zum ersten Mal wurden in Schleswig-Holstein Offene Seniorenmeisterschaften ausgetragen.
Damit schließt sich Schleswig-Holstein vielen Landesverbänden an, die schon seit Jahren diese Art der Meisterschaft durchführen. Bis 2 Tage vor Turnierbeginn hatten sich immerhin 50 Spielerinnen und Spieler aus nah und fern für das Turnier angemeldet. Am 26.09.2007 war es dann so weit. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus allen Teilen Deutschlands angereist. Die weitesten Wege hatten sicher Wolfgang Weinwurm (Österreich), Henk van Houten (Niederlande), Alfred Klein (Bad Kissingen) und Wolfgang Meier (Dresden). Letztlich waren es dann 4 Damen und 44 Herren, die in den Wettkampf gingen. Das Turnier wurde vom schleswig-holsteinischen Seniorenreferenten Helmut Jensen und vom Präsidenten des Landesschachverbandes Peter Wehl eröffnet, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer herzlich begrüßten. Der Ratsherr Georg Bicker begrüßte ebenso die Spielerinnen und Spieler im wunderschönen Ostseebad Eckernförde und äußerte den Wunsch, dass der Eine oder Andere vielleicht auch mal zum Urlaub mit der Familie nach Eckernförde kommt. Gespielt wurden 7 Runden im Schweizer System. Das Teilnehmerfeld wurde von Wolfgang Meier (ELO 2198) angeführt. Auch 8 Nestoren (Jahrgang 1932 und älter) und 3 vereinslose Spieler tummelten sich im Teilnehmerfeld. In der 1. Runde gaben einige Spieler der ersten Turnierhälfte ein Remis ab; größere Überraschungen blieben allerdings aus. 2 Damen durften auch gleich gegeneinander spielen (Marianne Schwarze gegen Dorit Gehrmann). Diese Partie endete nach fast 5stündigem und hartem Kampf Remis.
Nach 2 Runden konnte man noch nicht viel über einen möglichen Turnier-Favoriten sagen.
Eine “weiße Weste“ mit 2 Punkten aus 2 Partien weisen nur noch Ingbert Johannsen, Berlin (ELO 2117), Bernd Schramm, Kiel (ELO 2098) und Walter Nagorni, Hannover (ELO 2092) auf. Allerdings befanden sich weitere Spieler, denen man eine Favoritenrolle zutraut, mit 1½ Punkten in Lauerstellung. Dazu zählen Wolfgang Meier, Dresden (ELO 2208), Dr. Georg Hamm, Calbe (ELO 2153) und der österreichische Seniorenlandesmeister Wolfgang Weinwurm (ELO 2165). Für den Eckernförder Lokalmatador, Edmund Lomer (ELO 2135, nur 2 Remis) war der Start ebenso wenig verheißungsvoll, wie für den Büdelsdorfer Alexander Berenstein (ELO 2121, ebenfalls nur 2 Remis). Die 4 Damen im Feld halten sich beachtlich. Miloca Schneider, Berlin, weist immerhin auch schon 1½ Punkte auf. Der bereits angemeldete Kieler Manfred Zimmermann erschien plötzlich doch noch zur 2. Runde. Da diese bereits ausgelost war, konnte keine Änderung mehr stattfinden. Er wurde aber dennoch ins Turnier aufgenommen, so dass ab der 3. Runde 49 TeilnehmerInnen notiert sind.
In der 3. Runde kam am Spitzenbrett zwischen Ingbert Johannsen (SG Witten) und Walter Nagorni (SK Lister Turm) gar kein Kampf zustande. Beide trennten sich bereits nach 9 Zügen friedlich auf ein Remis. An Brett 2 dagegen gab es die erste Überraschung des Turniers, denn Turnier-Favorit Wolfgang Meier unterlag dem Kieler Bernd Schramm. Er verrechnete sich offensichtlich bei einer Kombination und stellte eine Figur ein. Gerd Rickers, Wolfgang Weinwurm, Dr. Georg Hamm und Rudolf-Rainer Gehrmann sicherten sich alle durch einen Sieg den Anschluss an die Tabellenspitze. Von den 4 Damen liegt Miloca Schneider mit 2 Punkten noch sehr gut im Rennen. Sie erreichte gegen Franz Felser (Flintbek) ein beachtliches Remis.
Nach der 4. Runde konnte man sagen, dass sich allmählich eine Spitzengruppe absetzt, bestehend aus dem Sachsen – Anhalter Dr. Georg Hamm, Calbe und dem Kieler Bernd Schramm, die beide 3,5 Punkte aufweisen. Dr. Hamm war der Einzige, der an den ersten 10 Brettern siegreich war. Dahinter drängeln sich 4 Mitfavoriten, unter ihnen der amtierende österreichische Seniorenlandesmeister Wolfgang Weinwurm, dem allgemein noch der Sprung an die Spitze zugetraut wird. Im Rahmenprogramm gab der holländische IM Merijn van Delft ein Simultan – Uhrenhandicap gegen 13 Spieler. Der IM siegte mit 9,5 : 3,5. Franz Felser vom VsF Flintbek gelang es aber, den Schach - Profi aus Holland zu bezwingen, während Heiko Spaan (Vizepräsident des SVSH, Elmshorn), Joachim Thielemann (Eutin), Wolfgang Meier (Dresden), Claus Langmann (Eckernförde) und Helmut Jensen (Seniorenreferent des SVSH, Büdelsdorf) nach langem und hartem Kampf remisierten.

Auch nach der 5. Runde ist es noch nicht zur erhofften Klärung an der Tabellenspitze gekommen. Am Spitzenbrett trennten sich Bernd Schramm und Dr. Georg Hamm Remis. An Brett 2 spielte Wolfgang Weinwurm gegen Gerd Rickers von Anfang an auf Angriff und sah sich alsbald mit einer Figur im Vorteil, die er sicher zum Sieg verwertete. An Brett 3 endete das Turmendspiel zwischen Rudolf-Rainer Gehrmann und Walter Nagorni nach langem Kampf ebenfalls Remis. An Brett 4 meldete sich Turnier-Favorit Wolfgang Meier mit einem Schwarzsieg gegen Gerhard Meiwald an der Spitze des Teilnehmerfeldes zurück. In der längsten Partie dieser Runde (77 Züge) opferte Weinwurm einen Läufer gegen 4 Bauern und nutzte dabei gleichzeitig die ungünstige Position der beiden weißen Türme aus. Mit Dr. Georg Hamm, Calbe / Saale, Bernd Schramm, Kiel und Wolfgang Weinwurm, Schwarzatal / AUT weisen nunmehr 3 Spieler 4 Punkte auf. Der in der ELO-Liste mit 2198 am höchsten eingestufte Dresdener Wolfgang Meier und der Lokalmatador Edmund Lomer könnten zusammen mit weiteren 5 Spielern, die jeweils 3½ Punkte auf ihrem Konto haben, noch zum Spitzentrio aufschließen.
Was in Expertenkreisen schon längst erwartet wurde, ist nach der 6. Runde zur Realität geworden: Wolfgang Weinwurm von der Sparkasse Schwarzatal / Österreich hat mit 5 Punkten aus 6 Runden die alleinige Führung übernommen. Der Österreicher besiegte in einer kampfbetonten Partie den vorherigen Tabellenführer Dr. Georg Hamm, TSG Calbe / Saale, der durch diese Niederlage zurückfiel. Je 4,5 Punkte weisen nunmehr Walter Nagorni, SK Lister Turm, Wolfgang Meier, BSW Lokomotive Dresden, Bernd Schramm, Kieler SG/Meerbauer und Rudolf-Rainer Gehrmann, SV Eutin, auf. Bei den Damen hat sich Dorit Gehrmann, SV Eutin (4 Punkte) nach vorn gekämpft durch einen schwer errungenen Sieg über Jürgen Nickel, Flensburger SK. Den Nestorenpreis könnten sich am ehesten Franz Felser, VsF Flintbek, oder Klaus Hinrich Thiessen, SV Schleswig, sichern, die beide 3,5 Punkte aufweisen.
In der Schlussrunde des Turniers gab es zwar einige Remisen, doch dies waren keine dieser berühmten Salonremisen. Nach ca. 3 Stunden waren 7 der 24 Partien entschieden, davon waren nur 2 Remis. Als die 5. und letzte Stunde der Bedenkzeit begann, waren an den vorderen Brettern viele Entscheidungen gefallen. Dr. Georg Hamm, Edmund Lomer und Alexander Berenstein gewannen alle mit schwarz. Bernd Schramm und Walter Nagorni trennten sich Remis. Damit hatten diese 5 Spieler 5 Punkte auf ihrem Konto. Zu diesem Zeitpunkt kämpften an Brett 1 Wolfgang Weinwurm (5 Punkte) und Wolfgang Meier (4,5 Punkte) noch um den Turniersieg. Weinwurm hätte zu diesem Zeitpunkt ein Remis zum Turniersieg gereicht. Er hatte bereits in der Eröffnung eine Qualität geopfert, inzwischen hatte er 2 Bauern als Kompensation und versuchte, seinen Freibauern zum Sieg durchzubringen.
Auch Meier konnte mit dem Partiegewinn noch das Turnier gewinnen. Am Ende der 5. Stunde hatte Meier den Freibauern im Griff und man einigte sich auf Remis. Der strahlende Sieger Wolfgang Weinwurm konnte einen überdimensionalen Siegerscheck und den Siegerpokal in Empfang nehmen. Aber auch die Platzierten Dr. Georg Hamm und Wolfgang Meier nahmen ihre Preise und Pokale stolz an. In der DWZ-Wertung U1600 war Alfred Klein (Bad Kissingen) vor Eckart Droste (Preetz) erfolgreich (beide 3,5 Punkte). In der DWZWertung U1800 lag Peter Micheel (Rostock-Warnemünde) mit 4,5 Punkten vor Peter Husfeld (Schleswig, 4 Punkte) an der Spitze. Dazwischen lag noch Miloca Schneider (Witten) mit 4 Punkten, die die Damenwertung vor der punktgleichen Dorit Gehrmann (Eutin) für sich entschied. Bester Nestor (75 Jahre und älter) wurde Franz Felser (Kiel) mit 4,5 Punkten. Von den Spielern ohne Vereinszugehörigkeit war Henning Lemster (Eckernförde) mit 3 Punkten der Beste.
Den meisten Teilnehmern hat das Premierenturnier gut gefallen; die dennoch vorhandene
Kritik, insbesondere am Spiellokal, wird vom Seniorenreferenten entsprechend bei einer
Neuauflage Beachtung finden.

 


Gerhard Meiwald vs. Dorit Gehrmann

 

Günter Hamann (li.) und Nestor Klaus-Hinrich Thiessen

 


Weinwurm (1. links) Dr. Hamm (2. Mitte) Meier (3. rechts)

 

Der strahlende Sieger Wolfgang Weinwurm

 

 

Helmut Jensen

Gelesen 4488 mal Letzte Änderung am Samstag, 08 Januar 2011 16:54