Dienstag, 26 Februar 2008 21:48

Der Bericht von Edmund Lomer über die...

geschrieben von

...Senioren-Mannschafts-EM in Dresden ist nun online.

 

10. Europäische Senioren-Mannschaftsmeisterschaft Dresden 11.-19.02.2008
Edmund Lomer, Eckernförde


In der Zeit vom 11. bis 19.02.2008 fand – wiederum im reizvollen Dresden - die


10. Europäische Mannschaftsmeisterschaft der Senioren


statt.
Erste Aufgabe des Berichterstatters war es, im Auftrag des Seniorenbeauftragten von
Schleswig-Holstein, Helmut Jensen, vier Mitstreiter für dieses attraktive Turnier zu gewinnen.
Nach einiger Mühe wurden Franz Felser/Flintbek, Manfred Zimmermann/Kiel (nur für die
ersten vier Runden verfügbar) sowie Rainer-Rudolf und Dorit Gehrmann/beide Eutin für eine
Teilnahme gewonnen. So trat ein gut harmonisierendes Team an, das sich angesichts der
zumeist deutlich ELO- höherwertigen Gegnerschaft recht wacker schlug und auch bei
Niederlagenserien eines Einzelnen mit Trostworten half.
Um den begehrten Titel spielten 68 zumeist hervorragend besetzte Mannschaften mit
insgesamt 309 Teilnehmern aus 18 Nationen. Der Wettkampf ging an jeweils vier Brettern
über neun Runden nach Schweizer System (pro Tag eine Runde mit praktisch unbegrenzter
Spielzeit, da es für jeden Zug 30 Sekunden zusätzlich gab).
Als hohe Favoriten galten Stiller Don Rostov (ELO-Schnitt 2468), Tschechien (2403),
Deutschland (2395) mit GM Wolfgang Uhlmann, IM Anatoly Donchenko, GM Hans-Joachim
Hecht, IM Klaus Klundt und GM Dr. Burkhardt Malich sowie das Team aus Moskau (2393).
Zweifellos attraktivster Spieler des Turniers war Seniorenweltmeister GM Dr. Viktor Korchnoi
(2605) am Spitzenbrett der Schweiz.
Turniersieger wurde nach spannenden Kämpfen die Mannschaft „Tschechien“ mit 16:2
Mannschaftspunkten vor „Stiller Don Rostov“ und „Moskau“ (je 15:3) sowie „Deutschland“,
„Catalonia“ und „WIS Odessa“ (je 13:5).
Nach Setzliste auf Rang 50 eingeordnet mit der Brettfolge: Lomer (2119), Felser (2037),
Zimmermann (1924), R. Gehrmann (1991) und D. Gehrmann (1945), gelang es uns, diese
Plazierung geringfügig zu verbessern: Platz 47 für Schleswig-Holstein war durchaus
achtbar und ein am 1. Brett greifbarer ½ Punkt mehr in der Schlussrunde hätte sogar noch
einen kleinen Sprung nach oben bedeutet.
Von Runde zu Runde:
Runde 1 begann aus unserer Sicht mit einem Paukenschlag. Gegen Norwegen 1 (Setzliste
Nr. 16 mit einem ELO-Schnitt von 2244) gelang ein 2,5:1,5-Sieg. Zunächst führte Dorit
Gehrmann das Spiel durch alle Fallstricke zu einem sicheren Remis gegen Nordby (2186).
Franz Felser lenkte ein schwieriges Doppelturmendspiel mit Minusbauern ins remisliche
Fahrwasser. Als FM Kristiansen (2253) einen vergifteten Bauern schlug, gewann Felser mit
dem 4 Bauerndoppelschritt Figur und Partie. Manfred Zimmermann spielte sicher remis
gegen in einem Springer/Läufer-Endspiel gegen Gundersen (2254). Edmund Lomer opferte
gegen FM Hoen (2284) früh eine Figur und erreichte eine komplizierte Stellung, in der sein
Gegner eine Qualität zurückgeben musste. In der Folge lenkte Lomer in eine Remisstellung
ein. Damit war der Sieg perfekt - wir waren das einzige Team der zweiten Hälfte der
Setzliste, die gewonnen hatte. Und dennoch war es ein Sieg mit etwas tragischen Folgen,
denn nun ging die Mannschaft und insbesondere Brett 1 durch ein Stahlbad übermächtiger
Gegner.
Bereits in Runde 2 hatten wir gegen Salzburg (Setzliste 18, ELO-Schnitt 2219) keine
Chance und verloren 0,5:3,5. Nur Dorit Gehrmann trotzte allen gegnerischen Bemühungen
Wöbers (2150) durch ihr Remis. Edmund Lomer, Manfred Zimmermann sowie Rainer
Gehrmann verloren ihre Spiele gegen FM Dr. Opl (2313), Dr. Weinwurm (2177) und
Winiwarter (2187).
Die 3. Runde brachte uns mit Bahn-Sozialwerk 1 (Setzliste 35, ELO-Schnitt 2138) einen
schlagbaren Gegner – und es gab in der Tat mit 2,5:1,5 den zweiten Gewinn. Franz Felser
gewann gegen Weiß (2227) mittels einer Springergabel und auch Rainer-R. Gehrmann
gewann gegen Schäfer (1984) durch Eroberung einer Leichtfigur. Während Manfred
Zimmermann nach guter Spielanlage gegen Kugelmann (2213) nicht alle Möglichkeiten
nutzte, aber mittels Remis den Mannschaftssieg sicherte, tat der Verlust von Dorit
Gehrmann gegen Fleuch (2126) nicht mehr weh.
In der 4. Runde schaffte unser Team den dritten Mannschaftssieg mit 2,5:1,5 und das
gegen die starken Schweden I (Setzliste 22, ELO-Schnitt 2206)! Zwar verlor Edmund Lomer
im Endspiel gegen Malmdin (2268), aber Franz Felser hielt mit eisernem Willen eine
schlechte Position gegen FM Nordstrom (2198) remis und Manfred Zimmermann kam nach
schwierigem Mittelspiel wie Phönix aus der Asche und gewann zur grossen Freude des
Teams gegen Svensson (2179) ebenso wie Rainer-R. Gehrmann gegen Akvist (2178), weil
dieser unbedingt gewinnen wollte und überzog.
In Runde 5 wurde der überraschende Höhenflug leider beendet, da wir gegen Wroclaw
(Setzliste 12, ELO-Schnitt 2260) knapp mit 1,5:2,5 unterlagen. Edmund Lomer verlor gegen
GM W. Schmidt (2404), während Franz Felser ebenso wie Rainer-R. Gehrmann sichere
Remis gegen FM Kot (2293) bzw. Cylwig (2073) erreichten. Dorit Gehrmann schließlich
spielte mittels Dauerschach remis gegen Bakalarczyk (1996).
Auch in Runde 6 gab es kein Erfolgserlebnis für uns: Gegen England A (Setzliste 26,
ELO-Schnitt 2191) zogen wir mit 1,5 : 3,5 den Kürzeren, wobei Edmund Lomer nach gutem
Mittelspiel das Endspiel gegen James (2189) verdarb und auch Rainer-R. Gehrmann gegen
Pelling (2170) sowie Dorit Gehrmann gegen Reuben (2150) verloren. Nur Franz Felser
rettete in höchster Not gegen Scholes (2152) mit dem letzten Zug – ein Geistesblitz - das
Remis.
In Runde 7 bekamen mit Wien (Setzliste 20, ELO-Schnitt 2209) erneut einen starken
Gegner und unterlagen klar mit 0,5:3,5. Edmund Lomer verlor gegen FM Roth (2209) und
Franz Felser erlitt gegen Dr. Titz in einem Läufer-Springer-Endspiel bei Minusbauer die erste
Niederlage. Nur Rainer-R. Gehrmann erreichte ein stolzes Remis gegen IM Dr. Dückstein
(2252). Wegen Krankheit konnte Dorit Gehrmann nicht antreten.
Die 8. Runde brachte mit D. D. Oranjeteam (Setzliste 43, ELO-Schnitt 2055) einen Gegner,
dem wir durchaus standhalten konnten – es gab ein verdientes 2 : 2. Franz Felser gewann
gegen Oud (2023) und Rainer-R. sowie Dorit Gehrmann spielten gegen Vink (2058) bzw.
van Bellen (1888) remis. Leider gelang es Edmund Lomer nicht, seine Partie gegen Ghijsen
(2178) zu halten – nach den Niederlagen gegen starke Gegner mangelte es ihm an
spielerischer Sicherheit, in der lange Zeit ausgeglichenen Partie zu punkten.
Der gute Wille war bei allen von uns da, in der 9. Runde mit einem Sieg gegen Luxemburg
(Setzliste 34, ELO-Schnitt 2144) das Punktekonto auszugleichen und mit dann 9:9 MP eine
ordentliche Plazierung zu erreichen. Zwar gewann Dorit Gehrmann sehr schön gegen
Schammo (2103) und Rainer-R. Gehrmann sowie Franz Felser spielten gegen Rasmussen
(2095) bzw. Stull (2184) remis, aber am Spitzenbrett spielte sich ein Drama ab. Edmund
Lomer hatte gegen Feller (2195) eine erfolgverheissende Stellung auf dem Brett, die zwar
durch ein Scheinopfer des Gegners in Remisbahnen geriet, aber dennoch haltbar schien.
Leider entschied im Endspiel ein Randbauer nebst Springer (wenn es doch der falsche
Läufer gewesen wäre!) gegen Lomer.
Dr. Gerhard Schmidt leitete gemeinsam mit zahlreichen Helfern das Mammutturnier gewohnt
souverän, ihm gebührt ein herzliches Dankeschön! Das vielseitige, von Frau Dr. Schmidt
organisiertes Rahmenprogramm bot interessante Möglichkeiten für fast jeden Geschmack:
Besichtigungen (z.B. in das neue Grüne Gewölbe), Ausflüge in die nähere Umgebung oder
ein Besuch der Semperoper sorgten für genügend Aktivitäten ausserhalb der Schachbretter.
Auch ihr danken wir herzlich für die gute Betreuung. Einige nutzten auch die gute
Gelegenheit, die Schachvilla von Monika und Manfred Mädler im Villenvorort Blasewitz
aufzusuchen – eine reichhaltige Bibliothek, Schachspiele und –utensilien aller Art laden zum
Stöbern und Entdecken ein.


Fazit: Dresden ist eine Reise wert und auch der Chronist hat etwas gewonnen: Viel
Erfahrung – Punkte wären mir allerdings lieber gewesen, aber vielleicht beim nächsten Mal.

Gelesen 1278 mal Letzte Änderung am Samstag, 23 Oktober 2010 15:44