Freitag, 30 Juli 2010 21:59

Deutsche Meisterschaft der Frauen!

geschrieben von

Britta Leib hat uns einen Bericht von der Deutschen Meisterschaft der Frauen in Gladenbach (Hessen) geschickt.

 

Offene Deutsche Einzelmeisterschaft der Frauen
Bericht von Britta Leib


2010 – in den geraden Jahren findet immer die Offene Deutsche Fraueneinzelmeisterschaft statt.
Dieses Mal schon im Juli. Inga Marx als Landesmeisterin konnte nicht teilnehmen, da sie sich
schon im Urlaub befand. So vertrat ich als Zweitplatzierte der Frauen-LEM unseren Landesverband,
wobei ich noch von Maria Franzenburg und Ulla Hielscher vom SK Doppelbauer Kiel begleitet
wurde. Weitere Aufrufe an die Spielerinnen in unserem Lande verhallten im Nichts. Leider nahmen
auch in diesem Jahr nur 14 Spielerinnen teil, wobei dies zur Meisterschaft von vor 2 Jahren
immerhin eine Steigerung von 100 % ausmachte.
Diese Meisterschaft wurde nach einer Änderung der Turnierordnung durch die DSBFrauenkommission
erstmals als 7rundiges Turnier ausgetragen. Gegenüber vorangegangenen
Meisterschaften reduzierten sich die notwendigen Urlaubstage dadurch von 5 oder 6 auf 3.
Unser Weg führte uns nach Gladenbach in Hessen in der Nähe der Universitätsstadt Marburg. Ulla
und ich starteten am Samstagmorgen ab Neumünster, während Maria nach erfolgreich bestandenem
Abitur bereits quer durch Deutschland tingelte. Es ging also auf der A7 gen Süden, während sich
gen Norden ein Stau nach dem Anderen Richtung Ostsee quälte. Uns sollte das egal sein. Wir
wollten Maria am Bahnhof in Marburg einsammeln. Unterwegs überholten wir noch Dr. Anita Just
aus Leipzig, die wie immer die letzten 20 km per Drahtesel und viel Gepäck bewältigte (zuletzt
radelte sie bei der Deutschen Frauen-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände auch 30 km
von Gießen nach Braunfels). Kurz vorm Ziel erhielten wir einen Anruf von Maria, dass sie wohl
nicht in Marburg sondern in Marbach sei. Wo zum Himmels Willen liegt Marbach? Der Atlas lag im
Kofferraum, also mussten wir erst einmal von der B3 abfahren und kamen in ein völlig überfülltes
Gewerbegebiet. Nachdem wir endlich halten konnten, meldete sich Maria wieder und meinte, dass
sie nun doch in Marburg war. Auslöser war ein irreführendes Schild Richtung “Stadtmitte
Marbach“, womit ein Stadtteil von Marburg gemeint war. Nun besser so!
Wir kamen somit recht pünktlich an und bezogen unsere gemütlichen Zimmer im Hotel. Einige
andere Spielerinnen waren auch schon da. Die letzte im Bunde war dann Anitas Mutter, Dr. Gabi
Just (Seniorin!), die ebenso fit wie die Tochter den Rest der Strecke (2km) zu Fuß geht, mit Gepäck
selbstverständlich. Alle Achtung!


Wir drei hatten die Startrangnummern 4 (Britta), 7 (Ulla) und 8 (Maria). Die Spielbedingungen im
Spielerhotel waren sehr gut; es gab warme und kalte Getränke gratis.
In der ersten Runde gab es zwei dieser so genannten Favoritenstürze, ich war einer davon, nachdem
ich in ausgeglichener Stellung Remis ablehnte, um dann später einzügig fehl zu greifen. Ulla
gewann und Maria musste gegen die Nr. 1, Antje Fuchs, die Segel streichen. In Runde 2 tauschten
Maria und Ulla die Punktebeute, wobei Maria eine schöne Angriffspartie spielte, während ich
“konstante Ergebnisse“ mit einem erneuten einzügigen Einsteller erzielte. In Runde 3 erkämpfte
Ulla nach einer verkorksten Eröffnung und Qualitätseinsteller doch noch einen schönen Sieg. Maria
spielte remis und ich brachte es fertig, einen zweizügigen Bauerngewinn voller Gier einzügig
vorzuführen, was mit einem einzügigen Figureneinsteller einherging. Meine Chancenverwertung
war einfach gruselig. Lohn war das Tabellenende.
Am Montag erzielten Maria und Ulla wieder volle Punkte, und bei mir lief trotz Mehrbauer wieder
gar nichts, eine erneute Null. Ein Schiri unkte schon, dass nach der kleinen und großen Rochade,
die Audi-Ringe und dann die Olympischen Ringe kommen. Na, wenn das keine Motivation für die
5. Runde sein sollte! In der Nachmittagsrunde trennten sich Maria und Ulla in ausgeglichener
Stellung remis, während ich meinen Mehrbauern in der 5. Stunde endlich in den 1. Sieg verwandeln
konnte.
In der 6. Runde spielte Ulla am Spitzenbrett und verwertete ihren Qualitätsvorteil (die Gegnerin
hatte sich veropfert) in einen Sieg. Auch Maria gewann ihre Partie. Bei mir sah es auch sehr gut aus,
aber ich konnte meinen positionellen Vorteil nicht umsetzen, so dass es nur zum Remis reichte. In
der Abschlussrunde bot Marias Gegnerin, Heike Vogel, im 1. Zug remis an, was Maria annahm.
Heike war damit “fast“ neue Deutsche Meisterin, Ullas Ergebnis und/oder die Buchholzwertung
würden über den Meistertitel entscheiden. Da auch Antje Fuchs, Ullas Gegnerin, mit einem Sieg
noch in die Preisränge gelangen konnte, gab es an ihrem Brett einen harten Kampf, den Antje für
sich entschied. Ich spielte wieder bis zuletzt. Nachdem meine Gegnerin das Remis ablehnte und es
bei mir um soundso nichts mehr ging, machte sich bei mir die totale Resignation breit und ich
vergeigte auch dieses Endspiel, was mir wieder den letzten Platz einbrachte.
Ulla konnte als Viertplatzierte den Pokal für die 1. Ratingwertung (1800-2000) in Empfang
nehmen. Ein weiterer Pokal war eigentlich für die beste Partie des Turniers ausgelobt.
Offensichtlich konnte man sich nicht so Recht einigen, welche Partie dafür in Frage kommt, so dass
es einen weiteren Pokal für die höchste DWZ-Steigerung gab. Da hier Ulla und Maria mit 46
Punkten gleichauf an der Spitze lagen, bekam Maria diesen Pokal, da Ulla ja bereist einen Preis
erhalten hatte.
Ulla hat sich mit ihrem 4. Platz wahrscheinlich sogar eine Vorberechtigung für die Deutsche
Fraueneinzelmeisterschaft 2011 erkämpft, weil eine der 3 Qualifizierten wegen der
Dopingkontrollen verzichten wird.
Alles in allem war es eine gelungene Veranstaltung, die eigentlich mehr Teilnehmerinnen verdient
gehabt hätte. Das Schiedsrichterteam hatte, wie bei Frauenturnieren üblich, nicht viel zu tun. Alles
verlief friedlich.

Gelesen 1144 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 06 Januar 2011 12:22