Im Endspiel des Seniorenmannschaftspokals standen sich wieder einmal die Seniorenmannschaften des Lübecker SV von 1873 e.V. und die Kieler SG von 1884 / Meerbauer gegenüber.
In dieser äußerst spannenden Auseinandersetzung wären Voraussagen auf den Sieger einem Lotteriespiel gleichgekommen. Während die Lübecker am 1.Brett mit IM Sergej Salov gegen Joachim Neumann nominell leicht im Vorteil war, kehrte sich dieses Verhältnis am Akademikerbrett zwischen Prof.Dr.Horst Mentlein und Prof.Dr.Joachim Kornrumpf an Brett 2 zugunsten der Kieler um.
An den Brettern 3 und 4 zwischen Jürgen Erich und Franz Felser sowie zwischen Eckhard Stomprowski und Manfred Zimmermann herrschte absolute Augenhöhe.
Die erste Entscheidung fiel am 4.Brett als in einer scharf gespielten Partie Manfred Zimmermann wieder einmal seine Zeit über Gebühr strapazierte, konnte Ede Stomprowski die Partie zu seinen Gunsten entscheiden.
Am 3.Brett hatte sich Franz Felser in der Eröffnung bereits von Jürgen Erich überspielen lassen, und mühte sich in einem Figuren/Damenendspiel mit einem Minusbauern um Ausgleich, der ihm letztendlich doch noch zum Remis gelang.
Lübeck führte mit 1,5:0,5.
Wie man jedoch weiß ist ein Sieg am letzten Brett, für den Fall der Berliner Wertung nur die Hälfte wert. Also mussten die Lübecker weiter zittern.
Die Partie am Spitzenbrett hatte die Remisbreite nicht verlassen, aber das entsprechende Remisangebot von Joachim Neumann musste IM Sergej Salov noch mit Blick auf den ungewissen Ausgang am 2.Brett ablehnen.
Das „Akademikerbrett“ stand in hellen Flammen. Prof.Dr.Joachim Kornrumpf hatte sich einen Mehrbauern erspielt, stand dafür aber am Königsflügel massiv unter Druck der weißen Schwerfiguren, die partiell auch noch von den Leichfiguren unterstützt werden konnten.
Als sich der Kieler dann, in sicher auch schwieriger Stellung etwas zuviel Zeit nahm, konnte sein Lübecker Akademikerkollege Prof.Dr.Horst Mentlein sich auf das vor der Zeitkontrolle gefallene Blättchen berufen. Nach genauer Rekonstruktion der Zugfolge (da die Notation in Zeitnot ja durchaus manchmal leiden kann) stellten beide Kontrahenten fest, dass sie tatsächlich erst 38 Züge aufs Brett gebracht hatten. Prof.Dr.Joachim Kornrumpf gratulierte seinem Lübecker Kollegen nicht nur zum persönlichen Erfolg sondern damit auch zum gleichzeitig errungenen Mannschaftspokalsieg.
Nach dieser Entscheidung konnte sich IM Sergej Salov am Spitzenbrett gegen Joachim Neumann auf das leistungs- und stellungsgerechte Remis einlassen.
Mit 3:1 fiel der Sieg der Lübecker vielleicht etwas zu hoch aus, aber dank der großen kämpferischen Leistung von Prof.Dr.Horst Mentlein am 2.Brett war der Sieg in jedem Fall verdient.
Seniorenreferent Gerhard Meiwald gratulierte den Lübeckern zu ihrem Erfolg, würdigte jedoch auch den Vizemeister aus Kiel und war sicher, dass die von ihrem Potential an spielstarken Senioren stärksten Vereine in Schleswig-Holstein auch bei der Titelvergabe 2013 ein großes Wort mitzureden hätten.
Neuenkirchen, den 24.09.2012
Gerhard Meiwald
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Schachverbandes SH