Samstag, 25 August 2012 20:50

Stellungnahme zur Neuordnung der Verbandsligen

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Da mich zurzeit sehr viele e-Mails und Anrufe erreichen, möchte ich in meiner Funktion als Präsident des Landesschachverbandes eine Stellungnahme zum Thema Neuordnung der Verbandsligen abgeben und einige Dinge klarstellen.

Die Entscheidung für eine Reduzierung der Anzahl der Verbandsligen hat der Kongress getroffen, nachdem das Thema jahr(zehnt)elang immer wieder für Diskussionsstoff gesorgt hatte. Damit steht diese Entscheidung fest und kann frühestens auf dem nächsten Kongress wieder rückgängig gemacht werden. Eine solche Rolle rückwärts halte ich persönlich in Anbetracht des Zusammenschlusses der Bezirke Lübeck und Süd und der damit einhergehenden Reduzierung auf vier Bezirke aus rein arithmetischen Gründen allerdings für wenig sinnvoll.

Die Spielkommission hat ihre erste Entscheidung korrigiert, die jetzige Entscheidung wird von der überwiegenden Mehrheit ihrer Mitglieder befürwortet. Die Notwendigkeit einer Korrektur ergab sich aus einer Auswertung der zu fahrenden Kilometer pro Liga. Aus der ersten Einteilung ergab sich ein Verhältnis von 7,3 - 11,1. Nach der neuen Einteilung beträgt das Verhältnis 8,4 - 9,2. Die Details kann man den angehängten pdf-Dateien entnehmen. (Kleine Anmerkung: Dort werden jeweils alle Entfernungen zwischen allen Vereinen einer Liga summiert, so dass man das Ergebnis durch 2 teilen muss, wenn man die tatsächlich zu fahrenden Kilometer ermitteln möchte. Am Verhältnis der beiden Summen zueinander ändert das natürlich nichts.) Pro Kampf müssen die Vereine in der einen Liga jetzt durchschnittlich zehn Kilometer mehr fahren als in der anderen.

Gegen diese Entscheidung der Spielkommission kann beim Schiedsgericht Einspruch erhoben werden. In diesem Zusammenhang weise ich auf §33 unserer Satzung hin.

Um einigen Gerüchten zu widersprechen, die zurzeit im Land kursieren: Ein einfaches "Tauschen" zweier daran interessierter Vereine zwischen den beiden Ligen ist natürlich nicht möglich, weil das  wiederum Auswirkungen auf die anderen Vereine in beiden Ligen hätte. Als Beispiel habe die Entfernungstabelle nach dem Tausch von Glückstadt und Raisdorf in der dritten pdf-Datei abgebildet.

Anschließend möchte ich noch einige persönliche Anmerkungen hinzufügen:

Es war damit zu rechnen, dass sich bei einer Entscheidung von dieser Tragweite (damit meine ich die Reduzierung der Anzahl der Verbandsligen) und der damit einhergehenden Zuordnung der Vereine zu den neuen Ligen immer irgendjemand benachteiligt fühlt. Was mich allerdings überrascht, ist die Schärfe der Diskussion. Wir reden über eine Übergangsregelung für eine Spielzeit. Was mich ebenfalls überrascht, sind Beschwerden über weitere Fahrten und stärkere Gegner im Vergleich zur vergangenen Saison. Beides ergibt sich direkt aus der Reduzierung der Anzahl der Ligen und der beteiligten Mannschaften.

Jeder Bezirk (und damit auch jeder Verein) wird in der Spielkommission durch den Bezirksturnierleiter vertreten. Das Gleiche gilt für den Vorstand und die Bezirksvorsitzenden. In beiden Gremien folgen wir demokratischen Entscheidungsprozessen. Mein persönliches Verständnis dieser etablierten Abläufe geht dahin, eine Entscheidung auch dann zu akzeptieren, wenn sie für den eigenen Verein nicht günstig ist. Ein offizieller Protest ergibt nur Sinn, wenn konkret gegen die Satzung oder die Turnierordnung verstoßen wurde.

Die jetzt einsetzende Diskussion über die Spielstärkeunterschiede zwischen den beiden Verbandsligen ist in meinen Augen einigermaßen sinnfrei. Wie soll denn die Spielstärke einer Mannschaft gemessen werden, wenn noch keine Aufstellungen vorliegen? Und wenn diese vorliegen, wie viele Bretter sollen als Bemessungsgrundlage herangezogen werden? Wie sollen die Kriterien Spielstärke und Entfernung gewichtet werden? Entspricht ein Kilometer einem DWZ-Punkt? Angenommen, das wäre so: Ist dann eine Ligenverteilung gerecht, bei der in der einen Liga doppelt so weite Strecken gefahren werden wie in der anderen, weil die Gegner dafür nur halb so stark sind?

Nach meinem Dafürhalten sollte zukünftig ein Fahrtkostenausgleich zwischen den Mannschaften in unseren Ligen (d.h. Landes- und Verbandsliga) herbeigeführt werden, um Diskussionen über die "ungerechte" Aufteilung der beiden Verbandsligen oder eine ungünstige Auslosung zu vermeiden. In der zweiten Liga und in der Oberliga wird das seit Jahren so gehandhabt, und dort beschwert sich niemand über drei Auswärtskämpfe in Berlin oder eine Fahrt von Lübeck nach Kassel oder von Löberitz nach Pinneberg. Über die Details müsste man sich natürlich noch Gedanken machen.

Zum Abschluss auch noch ein paar selbstkritische Worte: In der Zukunft sollten solche wichtigen Entscheidungen auch besser kommuniziert werden. Wenn die Kommunikation mit den Mitgliedern sich auf einige kurze Mitteilungen auf der Homepage beschränkt, ist es vielleicht nur natürlich, dass der Eindruck der Kungelei und einer Entscheidung über die Köpfe der Betroffenen hinweg entsteht, auch wenn sich die Entscheidungsträger hinter den Kulissen sehr viele Gedanken gemacht haben.

Bei Interesse werde ich ein Forum einrichten, in dem sich dann alle Schachfreunde an der Diskussion beteiligen können - allerdings nur, wenn mich Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, in denen der Wunsch nach einem solchen Forum geäußert wird.

 

Ullrich Krause

Gelesen 1383 mal Letzte Änderung am Samstag, 25 August 2012 21:39