Dienstag, 23 August 2011 22:51

Bericht von der Deutschen Frauen Blitzeinzelmeisterschaft

geschrieben von

Ulla Hielscher hat uns freundlicherweise einen Bericht von der Meisterschaft zugesandt.

 

Deutsche Frauen Blitzeinzelmeisterschaft 2011


Am 13. August fuhren trotz Wolfsburg gegen Bayern (beste Mannschaft der Welt knapp vor dem
FC Barcelona und der japanischen Frauen-Nationalmannschaft) drei tapfere Schleswig-
Holsteinerinnen nach Gladenbach zur Deutschen Blitzeinzelmeisterschaft. Ulla sammelte in
Wolfsburg die amtierende Deutsche Blitzmeisterin und Gastspielerin beim SK Doppelbauer, Alina
Rath ein. In Hannover kamen dann noch Anke und Sabrina dazu. Da Ulla Anke das Steuer
überließ erreichten wir Gladenbach nahe Marburg (klingt verdächtig nach Gladbach, ob Ulla wohl
noch weiß, wo das liegt?) auch schon eine Stunde vor der Registrierung. Vermutlich kennt Anke
irgendwelche Wurmlöcher oder Risse im Kontinuum, man müsste mal jemanden fragen, der sich
mit Star-Trek-Technik auskennt.
Also hatten wir noch Zeit, uns mit einem leckeren Salat zu stärken, nein, vermutlich waren es doch
wohl eher vier Salate.
Ursprünglich waren 23 Spielerinnen gemeldet, doch leider kamen zwei nicht. Gespielt wurde, bei
fünf Minuten Bedenkzeit, doppelrundig jede gegen jede, an beiden Tagen je eine Runde.
Am ersten Tag holten Anke und Ulla gute 9 Punkte aus 20 Partien, Sabrina deren 6. Ulla gewann
sowohl gegen Anke als auch gegen Sabrina. Es führte die Elofavoritin Jessica Schmidt (geborene
Nill) mit 2,5 Punkten Vorsprung vor Jevgenija Leveikina und 3 Punkten vor Alina. Jessica gab am
ersten Tag nur 1,5 Punkte ab, davon einen halben gegen Anke.
Am Abend gab es dann ein leckeres Buffet und den Sieg von Bayern gegen Wolfsburg. Alle redeten
wieder vom Bayern-Dusel, nur weil den Wolfsburgern ein korrektes Tor aberkannt und ein Elfmeter
verweigert wurde. Also wirklich, das kann man nicht mehr mit anhören, lasst doch bitte dies
unterprivilegierte Gejammer!
Am Sonntag lief es für Ulla leider nicht so gut, sie holte nur 5 Punkte, verlor auch gegen Anke und
Sabrina. Dafür punkteten Anke (10 Punkte und damit Platz 12 in der Gesamtwertung) und Sabrina
(8.5 Punkte, Platz 16) sehr gut, womit Sabrina Ulla (Platz 17) überholte. An der Spitze wurde es
zwischendurch noch mal eng, aber letztendlich gewann Jessica das Turnier mit 36 Punkten vor
Alina (33) doch unangefochten.
Schließlich gab es doch noch ein Problem. Ursprünglich war Heike Vogel mit 30 Punkten dritte vor
Jevgenija mit 29,5. Aber dann fiel einer Spielerin auf, dass sie in der 5. Runde des zweiten
Durchgangs gegen Heike gewonnen hatte und nicht, wie in der Tabelle vermerkt, verloren. Der
Turnierleiter korrigierte das Ergebnis, wodurch Heike vierter und Jevgenija dritte wurde.
Man muss dazu sagen, dass der Turnierleiter nach jeder Runde fragte, ob die Ergebnisse korrekt
eingegeben wurden, aber weder Heike noch ihre Gegnerin hatten den Fehler da bemerkt.
Nun legte Heike Vogel gegen die Korrektur Protest ein, mit der Begründung, dass eine Änderung so
spät unfair sei, da sie ihre ganze Turniertaktik auf die in der Tabelle angezeigten Punkte einstellte,
also mit einem halben Punkt vor Jevgenija.
Ein Schiedsgericht wurde gebildet, dem auch Ulla angehörte. Wir luden Jevgenija und Heike ein,
ihre Standpunkte darzustellen. Das Argument mit der Turniertaktik, das Heike vorbrachte, galt
ebenso für Jevgenija. Nachdem die beiden wieder rausgingen, fällte das Schiedsgericht die
Entscheidung. Wir waren der Meinung, dass die sportliche Entscheidung die richtige sei, da nun
mal Heike diese Partie verloren hatte und somit sportlich einen halben Punkt hinter Jevgenija lag.
Das Preisgeld für den dritten Platz sollten die Spielerinnen sich aber teilen. Trotzdem ist es sehr
unglücklich, dass die Korrektur erst 16 Runden nach der Fehleingabe passierte.
In der Turnierordnung steht leider nicht, wie man in einem solchen Fall verfahren soll. Deswegen
schlugen wir der Frauenkommission vor, einen Passus in die Turnierordnung mit aufzunehmen,
dass falsche Ergebnisse nur noch 3 Runden danach korrigiert werden dürfen und dass nach jeder
Runde eine Kreuztabelle ausgehängt wird, damit die Spielerinnen die Ergebnisse noch mal
kontrollieren können.
Trotzdem hinterließ der Auftritt der Spielerin Vogel (insbesondere nachdem sie nach dem Turnier
per Mail bekannt gab, dass sie nie mehr an einer Blitzmeisterschaft teilnehmen werde) einen
zweifelhaften Eindruck. Vielleicht darf man ja die Frage nach der Moral nicht mehr stellen
heutzutage, aber was ist von jemandem zu halten, der aus formalen Gründen auf einem Punkt
besteht, der ihm nicht zusteht? Und wenn jemand etwas von einer Turniertaktik erzählt, die 16
Runden vor Schluss eines Blitzturniers dazu dienen soll, einen Vorsprung von einem halben Punkt
über die Ziellinie zu retten, muss man ihr das wirklich glauben und darf sich nicht mal ein kleines
Bisschen – na, sagen wir es ruhig – verarscht vorkommen?
Auf der Rückfahrt gab es einen 20-km-Stau auf der A7. Da Ulla bei ihrem Navigationsgerät das
Kabel, das für die Stauumfahrungen benötigt wird, verbummelt hatte, hatte sie für Notfälle den
guten alten Autoatlas dabei. Dort suchten wir uns eine Ausweichstrecke raus und versuchten, das
Navi auf diese Strecke zu trimmen, was leider dazu führte, dass es dauernd „bitte wenden“ schrie
und sich überhaupt ziemlich obstinatsch aufführte. Nachdem wir es endlich überwältigt, gefesselt
und geknebelt hatten, war es ein Leichtes, mit Ulla am Steuer und Anke und dem Atlas auf dem
Beifahrersitz, heil und ohne Stau in Hannover anzukommen.
Die Meisterschaft hat uns viel Spaß gemacht, die Zimmer waren ok, allerdings das Doppelbett zu
schmal (man will seine Zimmergefährtin ja nicht gleich heiraten), dafür das Essen wiederum sehr
lecker. Auch harmonisch war es; dafür, dass es nicht zu harmonisch wurde, sorgte der Protestfall.
Anke, Sabrina & Ulla

Gelesen 901 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 24 August 2011 12:10